Samstag, 18. Februar 2012

Memoir

Ein wunderschöner Tag. Ich bin zu dir gefahren, du siehst mich an und da ist es wieder. Dieses Lächeln. Dieses Lächeln, das so viel aussagt und doch so wenig, dass ich es nicht beschreiben kann. Du nimmst mich liebevoll in den Arm. Ich spüre deine Wärme, deinen Atem an meiner Schulter. Deine Hände auf meinem Rücken, deinen Körper an meinem. Ich rieche deinen Geruch und sofort fühle ich mich geborgen. Du nimmst fest meine Hand und ich fühle mich sicher. Wir gehen ein Stück zu zweit, ein Paar. Doch dann bleibst du stehen, legst beide Hände auf meine Wangen, siehst mir so tief in die Augen wie noch nie jemand zuvor. Ich bekomme das Gefühl, dass du alles weißt, was in mir vorgeht. Und es fühlt sich so gut, so richtig an. Deine Augen sind so tief und himmelblau. Die schönsten Augen der Welt. Dann kommst du näher und sagst ganz leise "Ich liebe dich. Hast du gehört? Ich LIEBE dich." Ich muss sofort lächeln, doch Zeit für eine Antwort habe ich nicht, denn schon küsst du mich. Ich spüre deine zärtlichen, weichen Lippen auf meinen. Und was fühle ich? Nichts als vollkommene, absolute Liebe. Liebe zu dir. So etwas habe ich noch nie für jemanden gefühlt, noch niemals zuvor. Ich weiß, dass wir zueinander gehören und du weißt es auch. Wenn ich an die Zukunft denke, dann ist diese Vorstellung nie ohne dich. Denn du bist mein und ich bin dein. Du lehnst deinen Kopf an meinen. Dann siehst du mich an. Noch nie zuvor war ich so glücklich. Doch dann sehe ich dich an und deine Worte werden leiser, bis ich nichts mehr verstehe. Ich frage dich, was du gesagt hast, doch du hörst mich nicht. Dann spüre ich deine Hände nicht mehr, deine Wärme nicht mehr. Du verblasst mit der Umgebung. Um mich herum wird alles schwarz und ich habe das Gefühl, dass ich falle, tief falle. Dann schlage ich die Augen auf. Bin außer Atem, durchgeschwitzt setze mich auf. Ich streiche mir über die Augen, spüre Nässe. Es ist schon wieder passiert, ich habe im Schlaf geweint. Ich bin durcheinander, kann meine Gedanken nicht ordnen. Ich stehe auf, schalte das Licht ein und gehe zum Spiegel. Ich sehe total fertig aus: durchwuschelte Haare, rote Augen, heruntergelaufene Schminke. Dann erschrecke ich mich. Du stehst hinter mir. Ein müdes, aber trotzdem glückliches Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Ich seufze, drehe mich um und wollte gerade etwas sagen. Da bist du weg. Hektisch drehe ich mich um, doch du bist nicht mehr da. Ich reibe mir kurz über die Augen und bleibe dann still stehen, bewege mich nicht mehr. Ich denke nichts, ich fühle nichts. Alles tut weh und doch merke ich nichts. Ich bleibe solange stehen, bis ich wieder die Tränen in meinem Gesicht spüre. Dann flüstere ich leise: "Du bist nicht da. Du bist nicht mehr da." Der Schmerz wird mit diesen Worten größer. Ich umarme mich selbst, merke, dass ich zittere. Dabei ist mir nicht kalt. Ich balle die Fäuste, gehe zum Spiegel. Ich sehe mich an, wische die Tränen weg und versuche, zu lächeln. Es klappt nicht. Müde lache ich auf: "Es war alles nur ein Traum." Dann schalte ich das Licht aus und lege mich wieder ins Bett. Es war alles nur ein Traum, eine verblasste Erinnerung aus unserer Zeit, ein Wunschdenken. Nur ein Traum. Mal wieder. Dann schlafe ich langsam ein, doch mein letzter Gedanke war: Es war ein Traum, es wird nie wieder so wie damals sein.



Peter Gabriel - The Book Of Love

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